Montag, 23.4., 9:00 - 18:00 Uhr
Dienstag, 24.4., 9:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch, 24.4., 9:00 - 13:00 Uhr
Eine Leistungsschau bürgerlicher Müll-Produktion von Joachim Hainzl
Der Reichtum einer Gesellschaft ist ablesbar an der Menge Müll, den sie "produziert". Obwohl jede/r von uns dazu beiträgt, ist der Umgang damit ein verschämter und verdrängender. Müll darf nicht sichtbar, nicht anrüchig sein, sich nicht unkontrolliert ausbreiten (anders bei katharsischen Events wie Silvester oder Fasching wo die Vermüllung der Stadt als Begleiterscheinung einer Massenbesäufnis zu den akzeptierten Grenzüberschreitungen gehört).
Der kulturelle Entwicklungsstand der Städte, etwa im Vergleich zum unkultivierten, dreckigen Land definierte sich vor allem im 19. und 20. Jahrhundert über die Säuberung der Städte. Diskurse wie Normierung städtischen Verhaltens, Hygiene, Sicherheit und Gesundheit spiegeln sich in den Debatten wieder. Weil der Müll nicht in die Präsentation eines sauberen, ordentlichen Stadtbildes gehört, muss er schnell und dezent aus dem Stadtzentrum entsorgt werden. Tag und Nacht. Der Müll und viele die damit zu tun haben stehen für das Dreckige, Eklige, Unnütze, Kranke, Gefährliche. Dabei sind wir alle es, die Gegenstände der Konsumgesellschaft (wie Verpackungen, Behälter, Taschentücher etc.) durch die Ent-Wertung und Verortung in einem Mülleimer binnen Sekunden vom Nützlichen zum Unnützen verwandeln.
Mit der Installation */non olet/* können GrazerInnen und TouristInnen nun einen Blick auf ihre Produktionskraft in Form von rund 30 m^3 entwerteten Wohlstandsmülls werfen, der an einem Tag in der Innenstadt anfällt. Da es Abfall unserer bürgerlichen Gesellschaft ist, wird dieser auch auf deren Repräsentationsplatz, dem Hauptplatz, präsentiert.
Drei Tage lang wird der Müll dabei mehrfach um- und damit aufgewertet und um Bedeutung angereichert: als kostenlose und sinnlich eindrucksvolle Sehenswürdigkeit, als Informationsquelle für Konsumgewohnheiten im Rahmen gegenwartsarchäologischer Führungen, als mitzunehmendes Souvenir das weiter verwendet werden kann. Weitere Umwertungsmöglichkeiten sind derzeit noch in Ausarbeitung.
Verantwortlich für Präsentation und Durchführung zeichnet Joachim Hainzl, Sozialhistoriker und Gegenwartsarchäologe, der seit rund zwei Jahrzehnten Abfallbehälter in Graz und anderen Städten unter- und durchsucht und diese Ergebnisse mit kulturtheoretischen Forschungen zum Umgang bürgerlicher Gesellschaften mit ihrem materiellem und "sozialem" Abfall in Form marginalisierter und ausgegrenzter sozialer Gruppen verbindet.