27.10. | Friday | Forum Stadtpark
PROGRAM:
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18:00-19:30: Lecture with Achim Szepanski
19:30-21:00: Lecture with Mattin
21:00-21:30: Film Screening: Videos by Cristian Vogel
21:30-22:30: Live Music: Tom Lönqvist
22:30-23:30: Live Music: Siegfried Kärcher
23:30-00:30: Live Music: Andrea Taeggi
00:30-01:30: Live Music: Ibrahim Alfa Jnr.
01:30-02:30: Live Music: utopixel
02:30-04:00: DJ-Set: Sun People
04:00-06:00: DJ-Set: a!kira
More details to the program below.
During the two days of ultrablack nonference at Forum Stadtpark, guests can visit an exhibition on the ground floor. The entry is free.
27.10.23 | ultrablack nonference w/ mille plateaux
Achim Szepanski | Die Ekstase der Spekulation. Kapitalismus im Zeitalter der Katastrophe (Book Presentation)
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Spekulativer als spekulativ, das ist die Ekstase des spekulativen Kapitals. Mit einem Blick auf Baudrillard erweist sich die Spekulation als der Modus einer schwindelerregenden Vervielfältigung des Kapitals, als eine transfinite Pornographie des Geldes, die uns totalitär in Beschlag nimmt. Es kündigt sich ein schwereloses Finanz-Kapital an, das in einer Orbitalbewegung mit Lichtgeschwindigkeit zirkuliert.
Mit Marx gilt es festzuhalten, dass mit einer solchen Vernichtung von Zeiten und Räumen Ungleichzeitigkeiten aufbrechen, die immer noch im Kontext der inneren Grenzen des Kapitals zu verorten sind. Die Finanzmärkte müssen die Realökonomie immer wieder testen, sodass von einer absoluten Loslösung des finanziellen Kapitals gegenüber dem Industriekapital nicht gesprochen werden kann.
Der Globus mutiert zum vernetzten und durchgehend geöffneten Finanz-, Handels-, Einkaufs- und Produktionszentrum, mit einem Überfluss von Derivaten, Produkten, Dingen und Informationen (und Müll). Das Über regiert: Überspekulation, Überakkumulation, Überschuldung und Überverschmutzung. Es ist die spekulative Kapitalisierung, die – untrennbar verbunden mit dem Aufstieg der vernetzten Computer – in Folge von ekstatischen Steigerungsexzessen zum Über geführt hat: Zu viel Kapital, aber auch zu viele Bilder und zu viele Zeichen, die jeglichen historischen Sinn neutralisieren und eine weiße Zensur durch Exzess ausüben.
Eine Ökonomie, die mit immer mehr Zahlungsversprechen auf die Zukunft gefüllt ist, welche wahrscheinlich gar nicht eingelöst werden können, ist eine grotesk aufgeblähte Ökonomie, die nicht in der Lage sein wird, den in ihr angesammelten Überfluss und Müll zu entladen. Die daraus resultierenden gegenwärtigen ökonomischen, sozialen und geopolitischen Spannungen und Konflikte, für deren Kennzeichnung der Begriff der »Polykrise« gebraucht wird, weisen auf einen katastrophischen Kapitalismus hin, man denke an das globale finanzielle Kapital und seine Blasenbildungen (die durch Zentralbanken gefördert wie reguliert werden), an die Verschuldung und Inflation, den schwelenden Konflikt zwischen den USA und China, die Tendenzen einer zunehmenden Faschisierung oder an den Klimawandel.
Überall reißen Grenzen auf: Pandemieausbrüche, Brände, Überschwemmungen, Superstürme, Dürren und Hitzewellen zeigen die globale Erwärmung heute als eine »wilde Ökologie« an. Der Globus ist längst zu einer heißen Müllhalde der Produktionsstätten und der Konsumprozessoren der Hypermärkte geworden.
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Mattin | Social Dissonance (Lecture, Concert, Workshops)
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We are not what we think we are. Our self-image as natural individuated subjects is determined behind our backs—historically by political forces, cognitively by the language we use, and neurologically by sub-personal mechanisms, as revealed by scientific and philosophical analyses.
Under contemporary capitalism, as the gap between self-image and reality becomes an ever greater source of social and mental distress, these theoretical insights are potential dynamite. Shifting his explorations from the sonic to the social, amplifying alienation and playing with psychic noise, artist and performer Mattin finally lights the fuse.
In what is a handbook for practical transformation as much as a theoretical treatise, Mattin sets out the thinking behind his score Social Dissonance, in which the audience is the instrument.
The noise is here to stay. Alienation is a constitutive part of subjectivity and an enabling condition for exploring social dissonance—the territory upon which we already find ourselves, the condition we inhabit today.