Konzert 09.09.23, 20:00 Eintritt: 20€ / 17€

Berndt Luef & Jazztett Forum Graz

Gästeproduktion

Das Jazztett Forum Graz wurde Ende 1993 von Berndt Luef als in der Besetzung variables Ensemble gegründet, das seine musikalische Identität nicht nur durch das Erarbeiten von speziellen Kompositionen und Improvisationen, sondern auch durch Diskussionen und Meinungsaustausch unter den Musikern entwickeln soll.

Das Projekt Jazztett Forum Graz ist eine Art musikalischer Gegenpol zu dem Trennungsprozess, der auch im Jazz in die Arbeit von Komponisten und Instrumentalisten Einzug gehalten hat. Die Musik der Gruppe soll eine Kommunikation gewährleisten, die durch die Bereitschaft und den Willen der Musiker entsteht, die unterschiedlichen Auffassungen und Vorstellungen zu gemeinsamen Hörbildern, zu einer gleichen Wellenlänge zu entwickeln. In der Musik des Jazztett Forum Graz soll mehr hörbar gemacht werden als interessante Klänge und technisch raffinierte Kabinettstücke. Sie soll zur Verständigung der Musiker untereinander und mit dem Publikum beitragen.

Berndt Luef wollte ganz bewusst mit einem großen Ensemble arbeiten, wohl wissend, wie schwer für solche Gruppen Konzerte, noch dazu mit einem eigenständigen Programm, zu organisieren sind. Bedingt durch die oft prekäre finanzielle Situation der Musiker (und auch der Veranstalter) gibt es im Jazz sehr viele Trios und Quartette, auf der anderen Seite die häufig von Gemeinden unterstützten Bigbands, die aber meist ein sehr eingängiges Programm spielen.

Die Musik ist in der spätkapitalistischen Gesellschaft durch die technische Entwicklung mehr denn je zu einer immer verfügbaren Ware geworden, die durch die Konzentration der Industrie und der Medien extrem kommerzialisiert worden ist. Die mächtigen Tonträgerfirmen mit ihrer Profitorientierung und die audiovisuellen Medien (aber auch die Rundfunkstationen) mit ihrer Quotenmentalität überschwemmen das Publikum mit einer geballten Ladung an Berieselungs- und Zerstreuungsmusik, gepaart mit einem immer grotesker anmutenden Starkult.

Für Berndt Luef und seine Mitmusiker bedeutet das, sich der Gefahr des Aufgesaugtwerdens immer bewusst zu sein und in ihrer Arbeit nicht den jeweils vorherrschenden Mode- und Originalitätsmodellen nachzulaufen. Sie versuchen, Gegenkonzepte zu leben und organisieren und zu aktuellen politischen Ereignissen Stellung zu beziehen. Daher auch ihre Auseinandersetzung mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien in der "Bosnischen Tragödie" und die Aufarbeitung der österreichischen Geschichte während der Nazi-Diktatur in "Epitaph".

Und daher auch die Zusammenarbeit mit "Nicht-Jazzern" wie der großen Blaskappelle St. Ulrich und dem dortigen Kulturhaus. Oder die Zusammenarbeit mit der Malerin Viktoria Dusleag, die das Coverbild aller CDs seit der Produktion "Deviation" aus dem 2000er-Jahr gestaltet hat. Berndt Luefs Kompositionen sind aber auch oft musikalische Erzählungen wie in dem Instrumental­märchen "Snowman´s tales", seinen musikalischen Reiseberichten und den humorvollen Auseinander­setzungen mit den Grazer Verkehrsbetrieben und der ÖBB. Seine Jazzsuite "Hepcat & Katrina" hat er der Stadt New Orleans gewidmet. Das derzeit laufende Langzeitprojekt nennt sich "Music from a walk through the city", in dem er Eindrücke aus verschiedenen Städten musikalisch verarbeitet.

Berndt Luef & Jazztett Forum Graz

Berndt Luef

Berndt Luef & Jazztett Forum Graz

Eine kurze Biografie des Musikers

Berndt Luef wollte nach der Matura Klavier studieren, verlor aber bei einem Arbeitsunfall in der Ferialpraxis 1970 den kleinen Finger und den Ringfinger der linken Hand, der Mittelfinger blieb steif. Da er trotzdem unbedingt Musiker werden wollte, lernte er Schlagzeug und begann ein Jahr später an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz zu studieren (Klassik & Jazz). Nach Beendigung seines klassischen Studiums 1979 konzentrierte er sich auf das Vibraphon und absolvierte 1983 auf diesem Instrument sein künstlerisches Diplom. Seitdem lebt er als freischaffender Künstler in Graz. Zwischen 1988 und 2006 leitete er ehrenamtlich das Musikreferat im FORUM STADTPARK. Seit 2007 organisiert Berndt Luef das Musikfestival "Herbstzeitlose" im WIST in der Moserhofgasse in Graz.

Schon während des Studiums schrieb Berndt Luef Kompositionen für seine diversen Ensembles, in denen er Schlagzeug spielte, was auch 1979 zu seinem Engagement bei der Rockgruppe MIRROR führte, die er dann zwischen 1984 und 1990 als Leiter weiterführte. 1982 gründete er das BERNDT LUEF TRIO in der Besetzung Vibraphon, Baß und Schlagzeug und 1993 das Musikerkollektiv JAZZTETT FORUM GRAZ - wobei das Repertoire dieser beiden Ensembles fast zur Gänze von Berndt Luef stammt. Außerdem schreibt Berndt Luef regelmäßig Kompositionen für die Programme der Kabarettgruppe DIE BLAUEN ENGEL.

Sozialisiert in den späten 60er-Jahren hat sich Luef in seiner kompositorischen Tätigkeit auch immer mit politischen Ereignissen auseinandergesetzt. Mit MIRROR spielte er die Musik für einige Theaterproduktionen und Geschichts-Werkstätten. Die meisten der Kompositionen sind aber nach der Gründung des JAZZTETT FORUM GRAZ und in den Projektreihen "Work Stations" (1996 - 1999), "Deviationen" (2000 - 2002), "Trialogue" (2003 - 2005), "Correlations" (2006 - 2008), "Voyage out" (2009 - 2011) und "Reflections" (ab 2012) entstanden.

Bei einem der wenigen Kompositionsbewerbe für Jazzmusik hat er 2001 mit der Jazzballade "Eyelash" (CD "Deviation") den ersten Preis gewonnen. Bedingt durch seine Auseinandersetzung mit dem Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien und der Mitgliedschaft von Musikern aus diesem Gebiet in seinen Ensembles hat er zahlreiche Konzerte in Bosnien und Serbien gespielt.

Als Gastmusiker spielt Berndt Luef u. a. mit STUDIO PERCUSSION graz und dem Parkorchester sowie aktuell in Axel Mayers Projekt „Moments & Colours“. Im Mai 2012 war Luef einer der „artists in residence“ beim Festival KOMM:ST und 2017 Mitglied des Projekts „Arepo“ von Michael Eisl.

Berndt Luef & Jazztett Forum Graz Bild: (c) Peter Purgar