Wir diskutieren mit Sanja Horvatinčić und Beti Žerovc, den Herausgeberinnen des Buches Shaping Revolutionary Memory: The Production of Monuments in Socialist Yugoslavia, über Denkmäler an den Zweiten Weltkrieg in Jugoslawien, wir sprechen über erinnerungskulturelle Praktiken in einem sozialistischen Land, über Architekturwettbewerbe und Erinnerung “von unten” und schließlich denken wir über das Vergehen nach – der Erinnerung und der Denkmäler selbst.
Begleitend zur Veranstaltung zeigen wir den Amateur-Kurzfilm Zaustavljena Istorija (Suspended History, 1961, Kino Klub Novi Sad, YU), der den Blick auf filmische Praktiken des kulturellen Erinnerns freigibt.
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Die Publikation gibt einen umfassenden Überblick über die Produktion von Denkmälern im sozialistischen Jugoslawien (1945-91), die dem antifaschistischen Volksbefreiungskampf im Zweiten Weltkrieg und der sozialistischen Revolution gewidmet sind. Seit dem Zerfall Jugoslawiens in den 1990er Jahren haben diese Denkmäler unterschiedliche Schicksale erlitten, das von Vernachlässigung und physischer Zerstörung bis hin zu weltweiter Berühmtheit durch die hochmoderne visuelle Anziehungskraft einiger von ihnen reicht. Doch der volle Umfang, die weitreichende Vielfalt und der komplexe Kontext des jugoslawischen Denkmalbaus, einschließlich seiner verschiedenen Widersprüche, sind weitgehend unerforscht geblieben.
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Das Buch bietet eine gründliche und interdisziplinäre Erforschung dieses Phänomens und reichhaltiges Bildmaterial, um seine wichtigsten Merkmale und Besonderheiten zu untersuchen: Welche Gedenkpraktiken und Gedenktraditionen gingen der Entwicklung des Denkmalbaus im Sozialismus voraus? Wer gab diese Denkmäler in Auftrag und wie beeinflusste die jugoslawische Kultur- und Erinnerungspolitik ihre Herstellung? Wer waren ihre Urheber und was bestimmte ihre formalen und typologischen Merkmale? Wie stand die jugoslawische Denkmalproduktion in Beziehung zu vergleichbaren Bemühungen im Ausland? Welche Gedenkpraktiken entwickelten sich rund um die Denkmäler? Wie wird dieses Erbe heute bewertet und rezipiert, sowohl in den postjugoslawischen Nachfolgestaaten als auch international?
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Die Veranstaltung wird in englischer Sprache stattfinden.
Weiterführende Links:
https://www.archivebooks.org/shaping-revolutionary-memory/
https://geschichte.uni-graz.at/de/suedost/
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Eine Kooperation des Forum Stadtpark, des Arbeitsbereichs Südosteuropäische Geschichte und Anthropologie und der Südosteuropa Gesellschaft (SOG).
Shaping Revolutionary Memory | 12.01.24
FORUM STADTPARK
Sanja Horvatinčić ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunstgeschichte in Zagreb, Kroatien. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Produktion von Denkmälern und Erinnerungskultur im sozialistischen Jugoslawien sowie auf Kulturerbe und Erinnerungspolitik im postsozialistischen Kontext. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Globe_EXCHANGE. Models and Practices of Global Cultural Exchange and Non-Aligned Movement und Koordinatorin des Projekts Heritage from Below | Drežnica: Traces and Memories 1941-1945. Zusammen mit Beti Žerovc ist sie Co-Autorin und Herausgeberin des Buches Shaping Revolutionary Memory: The Production of Monuments in Socialist Yugoslavia (2023, Igor Zabel Association, Ljubljana, und Archive Books, Berlin).
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Beti Žerovc ist eine slowenische Kunsthistorikerin und Kunsttheoretikerin. Sie lehrt an der Kunstfakultät der Universität Ljubljana. Ihre Forschungsgebiete sind die bildende Kunst und das Kunstsystem seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, mit Schwerpunkt auf deren Rolle in der Gesellschaft. Žerovc ist Mitherausgeberin der Ausstellungskataloge The Lives of Monuments: World War II and public monuments in Slovenia (2018, Moderna galerija, Ljubljana) und On the Brink: The Visual Arts in the Kingdom of Yugoslavia (1929-1941) (2019, Moderna galerija, Ljubljana). Ihr letztes Buch When Attitudes Become the Norm: The Contemporary Curator and Institutional Art wurde 2015 veröffentlicht und 2018 neu aufgelegt (Igor Zabel Association, Ljubljana, und Archive Books, Berlin). Zusammen mit Sanja Horvatinčić ist sie Co-Autorin und Herausgeberin des Buches Shaping Revolutionary Memory: The Production of Monuments in Socialist Yugoslavia, (2023, Igor Zabel Association, Ljubljana, und Archive Books, Berlin).
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Die Mitautorin Heike Karge ist Professorin für Südosteuropäische Geschichte und Anthropologie am Institut für Geschichte der Universität Graz. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kultur- und Sozialgeschichte Südost- und Osteuropas, Kultur- und Sozialgeschichte der Medizin und Psychiatrie, Krieg, Gewalt und Erinnerung, Transitional Justice, Rechtsanthropologie und interdisziplinäre Traumaforschung.
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Filmprogramm:
Hanna Stein ist Doktorandin an der Abteilung für Südosteuropäische Geschichte und Anthropologie. In ihrer Dissertation untersucht sie eigensinnige, kreative und pragmatische Praktiken im jugoslawischen Amateurfilm der 1960er und 1970er Jahre.
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Die für die Moderation zuständige Christina Sternisa ist Universitätsassistentin am Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte und Anthropologie. Sie schreibt ihre Dissertation zum Thema Orte des Widerstands während der Besatzung in Athen.