Über den Film schreibt Mason Leaver-Yap:
"Teil 1 der Reihe Who is Afraid Of Ideology? wurde Anfang 2017 in den Bergen Kurdistans gedreht und konzentriert sich auf die autonome kurdische Frauenbewegung und ihre Strukturen der Selbstverwaltung und Wissensproduktion. Es handelt sich um eine von der Guerilla geführte Bewegung, die die Befreiung der Geschlechter als einen gleichberechtigten Kampf neben der Lösung von Konflikten wie Krieg, Feudalismus, religiösen Spannungen und wirtschaftlichem Kampf betrachtet.
Doch trotz ihres Schwerpunkts auf Ökologie und Feminismus ist die Bewegung kein liberales Projekt. Sie ist durchdrungen von einer Ideologie, die aus dem Krieg hervorgegangen ist und durch ihn praktiziert wird. Die jüngste Beteiligung der Bewegung umfasst die syrische Revolution, die 2011 begann und immer noch andauert. Anhand einer Reihe von Zeugenaussagen zeichnet Marwa Arsanios die praktische Arbeit der Bewegung nach: wie man eine Axt benutzt, wie man Fisch innerhalb seiner biologischen Produktionszyklen isst, wann man einen Baum zum Überleben fällen und wann man ihn retten sollte.
Der Film untersucht aber auch, wie die Einzelne zu einer bewussten Teilnahme an der Bewegung kommt - kurz gesagt, wie sie Teil der Guerilla wird. Die Bedeutung des Lernens in der Gruppe ist in der Tat der Schlüssel zur Bewegung der autonomen kurdischen Frauen. Im Film wird die Tonspur dieser Zeugnisse, Analysen und kritischen Geschichten von Personen aus dem Umfeld der Bewegung in einer einzigen, soliden Dichte zusammengeschnitten. (...) Dabei widersetzt sich der Film sich den Konventionen des dokumentarischen Porträts und stellt die komplexe Differenz zwischen dem, was es bedeutet, gehört zu werden, und dem, was es bedeutet, verstanden zu werden, in den Vordergrund - zwei verschiedene Dinge."
Marwa Arsanios ist eine Künstlerin, Filmemacherin und Forscherin, deren Arbeiten die Form von Installationen, Performances und bewegten Bildern annehmen können. Sie untersucht die politische Entwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus einer zeitgenössischen Perspektive und konzentriert sich dabei auf Geschlechterbeziehungen, Kollektivismus, Urbanismus und Industrialisierung. Ihre Forschungsarbeit umfasst viele Disziplinen und wird in zahlreichen Kooperationsprojekten eingesetzt.
Im Anschluss an die Filmvorführung findet eine Diskussion mit Marwa Arsanios über die Teile 1 und 4 von Who is Afraid Of Ideology? statt (Teil 4 ist zu sehen in der Ausstellung Besessene Berge). Filmscreening und Gespräch in englischer Sprache.