Diskurs 13.10.23, 19:00 Eintritt: Kostenlos

Wohnen und Ohnmacht

Ohnmacht begegnen II.

FORUM STADTPARK – Festung Ohnmacht, Ohnmacht begegnen Vortragsreihe Juni - November 2023

Ohnmacht ist lähmend. Sie passiviert und entmutigt – bis hin zur Resignation. Krisenhafte Verhältnisse intensivieren gesellschaftliche und individuelle Ohnmachtsgefühle und -erfahrungen und zeigen ihren systematischen Charakter auf. Die Diskursreihe Ohnmacht begegnen lädt zur kritischen sowie emanzipatorischen Auseinandersetzung mit Ohmacht, als Gefühl, Erfahrung und gesellschaftliches Symptom ein. Dabei wird der Blick gezielt auf Gegenerzählungen gerichtet, die Wege und Strategien weisen, die aus Ohnmacht hinaus, hin zu Handlungsermächtigung führen.

Wohnen und Ohnmacht

Städtische Aufwertungsprozesse, zunehmende Finanzialisierung von und Spekulation mit Wohnraum, Bodenknappheit und steigende Miet- und Energiekosten sind Ausdruck neoliberaler Stadt- und Wohnpolitiken. Mieten sind für viele Menschen nicht mehr leistbar, für mehr Profit werden Mietverträge gekündigt und immer mehr Bewohner:innen werden aus ihren Wohnungen und Stadtteilen verdrängt. Zwangsräumungen und Entmietungen sind häufig die Folge. Diese Verdrängungen sind systematisch und zeigen strukturelle sowie individuelle Perspektiven von Ohnmacht auf. 

Verdrängung aus dem intimen, privaten Wohnraum und dem sozialen Umfeld steht oft in Verbindung mit belastenden Emotionen wie Existenzängsten, Kontrollverlust, Scham, Verzweiflung, politischer Handlungsunfähigkeit, denen häufig mit Isolation und Resignation begegnet wird. Die systematisch erzeugte Ohnmacht, nicht zuletzt durch die Individualisierung der Verdrängungsprozesse, macht die politische Aktivierung der Betroffenen besonders schwierig. Doch zeigen Beispiele aktivistischer (Selbst-)Organisation und kollektiven Widerstands, wie die Spirale aus Isolation und politischer Ohnmacht durchbrochen werden kann. In der Forderung auf ein “Recht auf Wohnen” wird den Ohnmachtserfahrungen mit Solidarität und Hoffnung kollektiv begegnet.

Zu Gast sind die Humangeographinnen Dr. Sarah Klosterkamp und Luisa Gehriger sowie "Zwangsräumungen verhindern Wien".

02.06.2023: Patriarchat und Ohnmacht
13.10.2023: Wohnen und Ohnmacht
14.10.2023: Workshop: Zwangsräumungen. Macht & Ohnmacht der Akteur:innen
16.11.2023: Klima und Ohnmacht

Kuratiert von:
Sara T. Huber und Rivka Saltiel

Grafik: Haras Ananas

Ohnmacht begegnen II.

Über die Vortragenden

Ohnmacht begegnen II.

Kurzbiografien

Dr. Sarah Klosterkamp ist Journalistin und Humangeographin und lebt in Köln (D). In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit institutionellen Akteuren und machtvollen Institutionen der Wohnraumbewirtschaftung. In ihrem aktuellen Projekt „Geographien sozialer Ungleichheit am Beispiel von Zwangsräumungen“ widmet sie sich der Analyse des institutionellen Handelns an deutschen Amtsgerichten, die durch ihre Praxis täglich über prekäre Wohnungsformen und Entmietungsvorgänge in deutschen Großstädten entscheiden – und dies häufig zugunsten großer, profitorientierter bis finanzialisierter Immobilienkonzerne.

Luisa Gehriger ist Aktivistin und Humangeographin und lebt in Zürich (CH). Sie setzt sich wissenschaftlich wie aktivistisch mit Verdrängungsprozessen in Schweizer Kernstädten auseinander und fokussiert dabei auf Massenkündigungen von Mietverträgen. Ziel ist es, die Vielfalt der Verdrängungserfahrungen aus der Perspektive der betroffenen Mieterinnen und Mieter zu verstehen und theoretisch zu fassen.