Klima und Ohnmacht
Die gegenwärtige Lebensweise in westlichen Gesellschaften basiert auf der Auslagerung ökologischer und sozialer Kosten auf Menschen und Natur vor allem anderswo. Erderwärmung, Naturkatastrophen, prekäre Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie Konflikte und Kriege um natürliche Ressourcen sind unter anderem Folgen dieser ausbeutenden und zerstörerischen Wirtschaftsform und ihrer sozialen Verhältnisse. Angesichts dieser scheinen individuelle Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt, während sich die katastrophalen Szenarien sozial-ökologischer Krisen zuspitzen. Daher werden grundlegend andere Formen gesellschaftlicher Produktion und Konzepte solidarischer Lebensweisen, die über menschliche Existenz hinausweisen, umso dringlicher.
Ohnmacht ist lähmend. Sie passiviert und entmutigt – bis hin zur Resignation. Krisenhafte Verhältnisse intensivieren gesellschaftliche und individuelle Ohnmachtsgefühle und -erfahrungen und zeigen ihren systematischen Charakter auf. Die Diskursreihe Ohnmacht begegnen lädt zur kritischen sowie emanzipatorischen Auseinandersetzung mit Ohnmacht, als Gefühl, Erfahrung und gesellschaftliches Symptom ein. Dabei wird der Blick gezielt auf Gegenerzählungen gerichtet, die Wege und Strategien weisen, die aus Ohnmacht hinaus, hin zu Handlungsermächtigung führen.
Mit: Ulrich Brand, Sophie von Redecker und Aktivist:innen der Letzten Generation. Moderation: Friederike Gesing
02.06.2023: Patriarchat und Ohnmacht
13.10.2023: Wohnen und Ohnmacht
14.10.2023: Workshop: Zwangsräumungen. Macht & Ohnmacht der Akteur:innen
16.11.2023: Klima und Ohnmacht
Kuratiert von:
Sara T. Huber und Rivka Saltiel
Graphik von: Haras Ananas
Kurz zusammengefasste Infos über die Gäste bei Ohnmacht begegnen III
Ulrich Brand ist Politikwissenschaftler und Universitätsprofessor für Internationale Politik an der Universität Wien. Er arbeitet und publiziert zu Fragen der kapitalistisch-liberalen Globalisierung, ihrer Kritik und Möglichkeiten politischer Steuerung, zu kritischer Staats-, Hegemonie- und Regulationstheorie, internationaler Ressourcen- und Umweltpolitik , NGO’s und soziale Bewegungen sowie zu Lateinamerika. Seine Forschungen verdichten sich unter anderem im Begriff der „imperialen Lebensweise“. Unter anderem ist er Mitglied des Redaktionsbeirats vom „Tagebuch. Zeitschrift für Auseinandersetzung“ und Mitbegründer und Vorstandsmitglied von „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“.
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Sophie von Redecker ist Promovendin der Ökologischen Agrarwissenschaften an der Universität Kassel-Witzenhausen und Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Ihr Promotionsprojekt trägt den Titel: Agrarian Humanities – landwirtschaftliche Perspektiven auf die sozialökologische Krise des Mensch-Natur-Verhältnisses im sogenannten Anthropozän. Dabei untersucht sie mit verschiedenen kritischen poststrukturalistischen Theorien sowie Ansätzen Neuer Materialismen hegemoniale Mensch-Natur-Verhältnisse und anthropozentrische Sichtweisen auf Klimawandel, Umwelt und Natur. Weiter beschäftigt sie sich mit der Schnittstelle von (gesellschaftspolitischen) Bewegung(en) und Agrarwissenschaft/Landwirtschaft und bezeichnet sich als farming scholar activist.
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Die Letzte Generation ist eine Bewegung aus Bürger:innen, die sich um ihre Zukunft, die ihrer Kinder und die des Planeten sorgen. Obwohl die wissenschaftlichen Fakten zur Klimakrise seit Jahrzehnten bekannt sind, handelt die österreichische Regierung nicht entsprechend. Darum organisiert die Letzte Generation gewaltfreie, friedliche Proteste um die österreichische Regierung dazu zu bewegen, auf gerechte Art auf den Klimanotstand zu reagieren.
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Moderation
Friederike Gesing ist Assistenz-Professorin am Institut für Geographie und Raumforschung an der Universität Graz. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Qualitative Umweltforschung, Ethnographie, Politische Ökologie, Umwelt-Governance, Mehr-als-menschliche Geographien, Wissenschafts- und Technikforschung (STS), Discard Studies, Klimawandel und Anthropozän, sozialwissenschaftliche Küstenforschung. Außerdem ist sie Teil der Forschungsgruppe urban HEAP (Health and Everyday Activities take Place), die sich auf die Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichem Alltagsleben und sozialräumlicher und ökologischer Umwelt.