Die Wege von Cy Twombly und Robert Rauschenberg kreuzen sich zu Beginn der 1950er Jahre. Ein produktiver Austausch entsteht, der Spuren hinterlässt. Wie und unter welchen historischen Voraussetzungen verschiebt sich dabei der Fokus vom Ergebnis auf den Prozess und welche Rolle spielt der Materialgebrauch der Künstler? Bilder im Prozess erkundet Twomblys und Rauschenbergs frühe Malereien, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien und Collagen und rekonstruiert ein Bildverständnis, in dem Materialität und Zeit aufs Engste miteinander verbunden sind. Seh- und Lesarten werden eröffnet, die einem linearistischen Zeitverständnis entgegenwirken. Über das Machen der Künstler hinaus aktivieren sie den Betrachter und stoßen Erfahrungen an, in denen sich Anwesendes und Abwesendes, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gegenseitig durchdringen. Gestützt auf zahlreiche Archivfunde, die von der Studienzeit am Black Mountain College bis zur ersten Doppelausstellung in Deutschland reichen, wird eine bislang kaum verfolgte Perspektive entworfen, in der Twomblys und Rauschenbergs Arbeiten im Miteinander Wirkung entfalten.
Moderation: Jordan Troeller
Anne-Grit Becker studierte Kunstgeschichte und Religionswissenschaft in Berlin und Paris mit den Schwerpunkten Kunsttheorie, Materialästhetik und intermediäre Kunstpraktiken. Ihre 2018 an der Freien Universität Berlin abgeschlossene Doktorarbeit, gefördert durch Stipendien der Gerda Henkel Stiftung, des Landes Berlin und der New York University, erschien 2020 bei edition metzel. Seit 2019 arbeitet sie als Universitätsassistentin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Graz.