Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Ukraine unaufhörlichen Verwüstungen ausgesetzt: Krieg, Faschismus, Antisemitismus, Stalinismus, Ausbeutung, atomare Verseuchung und Armut. Durch den Angriffskrieg erfährt diese Leidensgeschichte seit dem Februar 2022 eine grausame Fortschreibung, die globale Auswirkungen hat. Sánchez Cedillo zeigt historisch, geografisch und begrifflich die Beziehungen zwischen dem modernen Krieg, Imperien, Subjektivierungen und deren Maschinen auf. Damit wird auch das neoliberale und neuropolitische, rassistische, misogyne und LGBTIQ-feindliche Gerüst demontiert, das das Kriegsregime und sein kapitalistisches Kommando insgesamt stützt. Weder utopisch noch voluntaristisch: Von sozialen Erfindungen ausgehend, die eine politische Perspektive erst ermöglichen, plädiert er für eine Ökologie des Gemeinsamen, für neue Institutionen einer demokratischen Gegenmacht, für einen konstituierenden Frieden, und macht Vorschläge für eine emanzipatorische Politik in Zeiten der allgegenwärtigen Militarisierung und der damit einhergehenden propagandistischen Vereinfachungen.
Die Vortragssprache ist Englisch.
Raúl Sánchez Cedillo lebt in Madrid. In seiner Arbeit verbindet er Forschung und Aktivismus, von der Bewegung der Insumisos in den 1990er Jahren über die besetzten sozialen Zentren und die globalisierungskritische Bewegung bis zur 15M-Bewegung. Er ist einer der Gründer der Universidad Nómada und bei fundaciondeloscomunes.net beteiligt.
Raúl Sánchez Cedillo: Dieser Krieg endet nicht in der Ukraine. Argumente für einen konstituierenden Frieden, Wien 2023. (transversal texts)